Krätze – eine Milbe befällt die Haut
„Ich glaub, ich krieg die Krätze“. Kennst du diese Redewendung als Ausdruck der Verzweiflung oder für etwas, was nicht auszuhalten ist? Ihren Ursprung hat sie in der Hautkrankheit Skabies, besser bekannt als Krätze, die mit dem quälenden Juckreiz zum Kratzen animiert, bis es blutet…
Was ist das für eine Krankheit, der wir sogar eine Redewendung zu verdanken haben, wie entsteht sie und wie wird sie behandelt?
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Die Krätze ist eine ansteckende, parasitäre Hauterkrankung, die durch Milben hervorgerufen wird. Medizinisch wird die Krankheit als Skabies und die Krätzemilbe als Skabiesmilbe bezeichnet, abgeleitet vom lateinischen Wort scabere, zu deutsch kratzen. Krätzemilben sind nur 0,3 bis 0,5 Millimeter groß, also mit bloßem Auge kaum zu erkennen.
Sie gehören zu den Spinnentieren, haben einen rundlichen Körper, 8 paarweise angeordnete Beine und einen kräftigen Kiefer. Die weibliche Milbe nistet sich in die oberen Hautschichten des Menschen ein und gräbt dort Gänge, in denen sie ihre Eier ablegt. Jeden Tag vergrößert die Milbe das Tunnelsystem in unserer Haut um 0,5 bis 5 Millimeter und legt 1 bis 3 Eier.
Aus diesen schlüpfen nach 2 bis 3 Tagen Larven, die sich in den nächsten 2 bis 3 Wochen zu geschlechtsreifen Milben entwickeln und weiter vermehren.
2 bis 5 Wochen nach der Infestation, der Einnistung der Milbe, beginnt die Haut zu jucken und es bilden sich kleine Knötchen. Häufiges Kratzen der juckenden Haut kann dazu führen, dass sich die Haut zusätzlich entzündet und Schuppen und Krusten entstehen. Sobald sich die Milbe in die Haut einer Person einnistet, kann die Krätze an andere Menschen übertragen werden, obwohl der Betroffene noch gar keine Symptome hat.
Borkenkrätze
Eine besonders schwerwiegende Form ist die Borkenkrätze, medizinisch Skabies crustosa, die insbesondere bei immungeschwächten Patienten vorkommt. Die Milben können sich ungehindert vermehren, so dass sich mehrere Millionen der kleinen Tiere auf und in der Haut ansiedeln. Große Teile der Haut sind gerötet und mit Schuppen und Borken bedeckt, der sonst typische Juckreiz kann gering sein oder völlig fehlen. Die Borkenkrätze ist hoch ansteckend, bereits kurze Hautkontakte können zur Infestation führen.
Die Krätze ist eine weltweit auftretende Krankheit, die besonders in den tropischen Regionen Mittel- und Zentralamerikas verbreitet ist. In Deutschland galt die Krankheit eigentlich als ausgestorben, aber seit 2013 wurden wieder Krätze-Fälle bekannt, und jedes Jahr werden es mehr. Da Krätze nur in Gemeinschaftseinrichtungen meldepflichtig ist, gibt es keine belastbaren Zahlen. Doch anhand der Verschreibungszahlen von Antiscabiosa ist eine deutliche Zunahme der Fälle in den letzten Jahren zu beobachten.
Übertragung
Die Übertragung kann über direkten Hautkontakt erfolgen, oder, sehr selten, indirekt über Gegenstände oder Kleidung.
Direkte Übertragung
Skabiesmilben werden in der Regel bei direktem, länger andauerndem Haut-zu-Haut-Kontakt übertragen. Krätzemilben bewegen sich nur langsam, so dass der Kontakt mindestens 5 bis 10 Minuten kontinuierlich bestehen muss. Also beim gemeinsamen Spielen, beim Kuscheln, Schlafen in einem Bett oder beim Geschlechtsverkehr, aber auch bei pflegerischen Tätigkeiten. Berührungen wie Händeschütteln oder eine Begrüßungsumarmung sind normalerweise zu kurz für eine Übertragung. Die Milbe wird vorrangig zwischen Partnern, Eltern und Kleinkindern, Geschwistern und pflegebedürftigen Personen und deren Betreuern weitergegeben. In Gemeinschaftseinrichtungen, wo ein enger Haut-zu-Haut-Kontakt zwischen den Menschen besteht, und an Orten mit mangelnder Hygiene ist das Risiko einer Ansteckung am größten.
Indirekte Übertragung
Außerhalb des Wirts überleben die Milben etwa 2 Tage, sodass eine indirekte Übertragung über Kleidung oder Gegenstände eher selten ist. Gegenstände, mit denen der Infizierte längeren Kontakt hatte und getragene Kleidung sollten für 48 Stunden nicht berührt oder bei mindestens 50 Grad gewaschen werden. Bei der Borkenkrätze (Skabies crustosa) ist die indirekte Übertragung aufgrund der Vielzahl von Milben eher möglich.
Symptome
2 bis 5 Wochen nach der Erstinfestation treten die ersten Symptome in Form eines juckenden Ausschlags und entzündlichen Hautveränderungen auf. Skabiesmilben bevorzugen Körperstellen mit einer verhältnismäßig hohen Temperatur und einer dünnen Hornschicht:
- Zwischenräume zwischen Fingern und Zehen
- Handgelenke, Ellenbogen, Armbeugen
- Brust- und Achselbereich
- Knie, Knöchel und Fußinnenseite
- Nabelregion, Gürtellinie
- Gesäß, Genitialregion und Penis
In der Haut entstehen feine, dunkle unregelmäßige Linien: die Milbengänge. Sie sind jedoch mit bloßen Augen nur schwer zu erkennen. Auf der befallenen Haut bilden sich Knötchen, Pusteln, Papeln und Bläschen mit starkem Juckreiz. Dieser nimmt bei Wärme zu, sodass die Betroffenen besonders nachts unter der warmen Bettdecke leiden. Durch Kratzen können sich verletzte Hautstellen eitrig entzünden. Bei der Borkenkrätze befinden sich auf der Haut sehr viele Milben und starke Krusten.
Behandlung
Erstes Ziel der Behandlung ist die Abtötung der Skabiesmilbe sowie deren Larven und Eier. Dazu stehen verschiedene Medikamente, häufig in Form einer Creme zum Auftragen, zur Verfügung, sie werden als Antiscabiosa bezeichnet, Zum Beispiel eine entsprechende Creme mit dem Wirkstoff Permethrin. In der Regel reicht ein einmaliges Auftragen auf die gesamte Körperoberfläche und eine Einwirkzeit von 8 bis 12 Stunden, um die Milben abzutöten. In Ausnahmefällen zeigt sich 2 Wochen nach der Erstbehandlung noch oder wieder aktiver Milbenbefall, dann muss die Behandlung wiederholt werden. Auch bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem ist eine Wiederholung häufig notwendig. Gesunde Menschen ohne Immunschwäche sind meist nach der ersten ordnungsgemäßen Anwendung nicht mehr ansteckend.
Alternative Medikamente enthalten die Wirkstoffe Benzylbenzoat, Crotamiton oder Ivermectin, welches in Tablettenform verabreicht wird.
Personen mit Borkenkrätze sollen umgehend isoliert und wenn möglich stationär behandelt werden.
Komplikationen
Die meisten Fälle verlaufen ohne Komplikationen und die Skabiesmilben werden mit einmaliger Behandlung abgetötet. Ein geschwächtes Immunsystem erhöht jedoch die Gefahr eines komplizierten Verlaufs, in schweren Fällen kann sich eine Wundrose bilden.
Vorsorge
Gegen die Krätze gibt es keine Impfung. Wer in Gemeinschaftsunterkünften oder an Orten mit geringer Hygiene lebt oder arbeitet, kann das Risiko senken, indem er besonders auf eine gründliche Körperhygiene achtet und länger anhaltenden Haut-zu-Haut-Kontakt zu Betroffenen vermeidet.
Zusätzliche Maßnahmen
Nach einer erfolgreichen Behandlung kann der Juckreiz noch mehrere Wochen anhalten, da der Körper allergisch auf den Kot und die toten Milben in der Haut reagiert. Der behandelnde Arzt kann jedoch Medikamente gegen den Juckreiz verschreiben.
Eine Nachbehandlung mit pflegenden Ölbädern und Salben hilft der gereizten und trockenen Haut bei der Regeneration.
Aufgrund der Inkubationszeit von 2 bis 5 Wochen werden meistens alle Menschen im näheren Umfeld des Patienten mitbehandelt, um ein erneutes Ausbrechen der Krätze zu verhindern. Außerdem sollte Wäsche bei mindestens 50 °C gewaschen werden, Polster und Fußböden gründlich gesaugt und Räume gut gelüftet werden.
Fazit
Die Krätze ist eine ansteckende Hautkrankheit, die durch die Skabiesmilbe verursacht wird. Das Milbenweibchen dringt in die Haut ein und legt Eier, nach einigen Wochen beginnt die Haut zu jucken und es bilden sich kleine Knötchen. Die Übertragung erfolgt durch länger andauernden Haut-zu-Haut-Kontakt. Die Behandlung erfolgt meist durch einmaliges Auftragen eines Anti-Milben-Mittels, welches Milben, Larven und Eier abtötet. Eine besonders schwere Form der Krätze ist die Borkenkrätze.
Aufgrund der Übertragung durch intensiven Haut-zu-Haut-Kontakt, wird Skabies vor allem an enge Kontaktpersonen weitergegeben. Das können Familienmitglieder, Partner und enge Freunde, aber auch betreuende und pflegende Personen sein.
Auf der Haut bilden sich Knötchen, Pusteln und Bläschen, die einen starken Juckreiz verursachen. Bei Wärme, also meistens in der Nacht unter der warmen Bettdecke, verstärkt sich der Juckreiz. Die befallenen Hautstellen befinden sich in Bereichen dünner Haut mit verhältnismäßig hoher Temperatur, beispielsweise zwischen den Fingern und Zehen, in Hautfalten oder in der Genitialregion.
Ohne Therapie ist Krätze nicht heilbar und solange der Milbenbefall anhält, kann der Betroffene durch engen Hautkontakt andere Menschen anstecken. Unbehandelt können sich die Symptome verschlimmern, die befallenen Areale vergrößern, und die Krätze kann chronisch werden.
Gegenstände, mit denen der Betroffene längeren Kontakt hatte, dazu gehören zum Beispiel Kuscheltiere und Hausschuhe, müssen bei mindestens 50 Grad gewaschen werden. Ist eine Wäsche oder Reinigung nicht möglich, sollen die Gegenstände für mindestens 3 Tage bei über 21 Grad in verschlossenen Plastiksäcken trocken gelagert oder in der Tiefkühltruhe eingefroren werden. Matratzen, Polster und Teppiche werden abgesaugt und mindestens 2 Tage nicht benutzt.
Die Behandlung tötet die Milben ab. Die toten Milben und deren Kot verbleiben jedoch in der Haut und rufen eine allergische Reaktion des Körpers hervor. Diese äußert sich in dem typischen Juckreiz, das bedeutet jedoch nicht, dass noch einmal behandelt werden muss. Es kann einige Wochen dauern, bis alle Hautveränderungen abgeheilt sind und der Juckreiz verschwindet.
Quellen
https://www.infektionsschutz.de/erregersteckbriefe/kraetze-skabies.html
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Skabies.html;jsessionid=2A7B8FF309F700AA02B643B161BEA3EC.internet051#MbPSc
https://de.wikipedia.org/wiki/Krätze
https://aok-bv.de/presse/medienservice/ratgeber/index_23159.html
https://www.apotheken-umschau.de/haut/kraetze#Therapie:-Was-kann-man-gegen-die-Kraetze-tun
https://www.leading-medicine-guide.de/erkrankungen/infektionen/kraetze#topics