Nesselsucht – wenn die Haut brennt

Brennender Juckreiz, hässliche Quaddeln und gerötete Haut: die Hautkrankheit Urtikaria, besser bekannt als Nesselsucht, befällt etwa 20 Prozent der Menschen irgendwann in ihrem Leben. In der akuten spontanen Form sind die Symptome meist nach wenigen Tagen wieder verschwunden, chronisch macht sie den Betroffenen über eine lange Zeit das Leben schwer. Was ist eine Nesselsucht, an welchen Symptomen ist sie zu erkennen und wie wird sie behandelt?

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Nesselsucht oder Urtikaria ist eine weltweit verbreitete, nicht ansteckende Hautkrankheit. Ungefähr jeder fünfte Mensch erkrankt in seinem Leben mindestens einmal an einer akuten Nesselsucht, etwa 1 Prozent der Deutschen leiden an der chronischen Variante. Frauen erkranken etwa doppelt so häufig wie Männer. Die Krankheit kann in jedem Alter auftreten, besonders betroffen ist jedoch die Gruppe der 30- bis 50-Jährigen.

Die Urtikaria tritt in unterschiedlichen Erscheinungsformen auf, wobei grundsätzlich zwischen den Begriffspaaren akut – chronisch und spontan – induzierbar unterschieden wird.

Akut: die Beschwerden verschwinden innerhalb weniger Stunden, jedoch spätestens nach 6 Wochen

Chronisch: die Beschwerden halten länger als 6 Wochen an

Spontan: es ist kein Auslöser bekannt

Induzierbar: die Krankheit wird durch eindeutig bestimmbare Faktoren ausgelöst. Dieses können physikalische Reize wie Kälte, Wärme, Druck, Reibung, Vibrationen oder Licht sein, aber auch andere Faktoren wie Infekte, körperliche Anstrengung, Erhöhung der Körpertemperatur, Unverträglichkeiten von Arzneimitteln, Lebensmitteln oder Lebensmittelzusatzstoffen.

Die häufigste Form der Nesselsucht ist die akute spontane Urtikaria. Quaddeln, Schwellungen, Juckreiz und Rötungen verschwinden in den meisten Fällen ebenso plötzlich, wie sie aufgetaucht sind und veranlassen die wenigsten der Betroffenen zu einem Arztbesuch. Der Auslöser der Beschwerden ist nicht bekannt.

Dauern die Beschwerden kontinuierlich oder in wiederkehrenden Schüben länger als 6 Wochen an, liegt eine chronische Urtikaria vor. Sie kann nur mit Beseitigung der Auslöser geheilt werden, was den Betroffenen gleich vor zwei Schwierigkeiten stellt: zum einen kann die Suche der Auslöser sehr viel Zeit in Anspruch nehmen und ist nicht immer erfolgreich, zum anderen sind Auslöser nicht immer vermeidbar.

Wusstest du schon?

Die Bezeichnung „Nesselsucht“ ist auf die Brennnessel zurückzuführen, „Urtica“ ist das lateinische Wort für „Nessel“. Denn die auf der Haut entstehenden Quaddeln sehen aus und fühlen sich an wie die Hauterscheinung nach dem Kontakt mit einer Brennnessel. Auf der Hautoberfläche bildet sich eine Erhebung, die wenige Millimeter bis handtellergroß sein kann. Sie ist von einer entzündlichen Rötung umgeben, mit Flüssigkeit gefüllt und juckt und brennt. Innerhalb von 30 Minuten bis 24 Stunden hat sie sich wieder vollständig zurückgebildet.

Ursachen und Auslöser

Die Entstehung der Nesselsucht ist sehr komplex. Eine entscheidende Rolle spielt die Freisetzung des Botenstoffs Histamin aus den Mastzellen in der Haut und Schleimhaut. Histamin bewirkt eine Erweiterung der Gefäße und ist damit hauptverantwortlich für die Symptome Juckreiz, Quaddeln, Hautrötung und Schwellung. Die Freisetzung des Histamins aus den Mastzellen kann eine allergische, aber auch eine pseudo-allergische Reaktion sein. Häufige Auslösefaktoren sind:

  • Infektionen in den Bereichen Nase, Hals, Rachen oder Zähne
  • Magenschleimhaut-Entzündung mit dem Bakterium Helicobacter pylori
  • Überempfindlichkeit (Pseudo-Allergie) auf natürliche Aromastoffe in Obst oder Gemüse, bestimmte Zusatzstoffe in Nahrungsmitteln oder auf Kosmetika oder Medikamente
  • Autoimmunerkrankungen, zum Beispiel Schilddrüsenerkrankung
  • Histaminintoleranz
  • Stress
  • Physikalische Reize wie Wärme, Kälte, Reibung, Vibration, Druck, Licht
  • Körperliche Anstrengung

Symptome

Die Symptome einer Nesselsucht sind leicht zu erkennen: juckender Hautausschlag, Quaddeln und Angioödeme.

Erstes Anzeichen einer Erkrankung ist meist ein ausgeprägter Juckreiz. Es entstehen rötliche Erhebungen auf der Haut, die sich zu größeren Quaddeln ausbilden können. Sie können mehrere Millimeter klein bis handtellergroß sein und sind immer von einer Rötung umgeben. Innerhalb von 24 Stunden verschwinden sie, gleichzeitig können sich aber an anderer Stelle neue Quaddeln bilden. In leichten Fällen ist die Bildung der Quaddeln auf kleine Hautareale begrenzt, sie kann sich aber auch auf große Hautflächen ausdehnen. Zusätzlich kann eine Schwellung tieferer Hautschichten auftreten, die von einem Spannungsgefühl und Juckreiz begleitet wird. Diese sogenannten Angioödeme treten vorzugsweise im Gesicht auf und können bei Schleimhautschwellungen der Atemwege zu Atemnot führen.

Behandlung

Beschwerdefreiheit ist das wichtigste Ziel der Nesselsucht-Behandlung. Dabei werden die Symptome bekämpft, die Auslöser identifiziert und soweit wie möglich eliminiert.

Akute Nesselsucht

Diese Form der Nesselsucht verschwindet häufig schon nach wenigen Stunden oder Tagen von allein, sodass die meisten Patienten keinen Arzt aufsuchen. Einfache Hausmittel (siehe weiter unten im Text) können den Juckreiz lindern, nur wenn die Lebensqualität stark beeinträchtigt ist, wird der Ausschlag symptomatisch behandelt. Das Mittel der Wahl sind H1-Antihistaminika der zweiten Generation, die die Wirkung von Histamin hemmen, aber nicht dämpfend auf das Gehirn wirken und damit schläfrig und müde machen würden. Bei sehr starken Beschwerden werden Kortison-Tabletten oder -Spritzen verabreicht.

Chronische Nesselsucht

Wenn die Symptome länger als 6 Wochen anhalten, liegt eine chronische Urtikaria vor, sie kann über mehrere Jahrzehnte anhalten. Die Therapie umfasst die Milderung der Symptome, aber auch die Vermeidung auslösender Faktoren. Allerdings lässt sich bei der chronischen spontanen Urtikaria bei 1/3 der Patienten keine konkrete Ursache für die Erkrankung ermitteln.

Linderung der Symptome

Wie auch bei der Behandlung der akuten Nesselsucht werden H1-Antihistaminika der zweiten Generation eingesetzt, allerdings helfen sie nur bei 50 Prozent der Patienten mit chronischer Urtikaria ohne erkennbaren Auslöser. Wirkt das Antihistaminikum, wird es durchgehend eingenommen, auch zwischen den akuten Krankheitsschüben. Je nach Beschwerdebild wird eine zusätzliche Medikamentation vorgenommen.

Identifizierung von Auslösern

Für die Identifizierung der Auslöser kann das Führen eines Tagebuchs hilfreich sein.

Hier werden täglich mögliche Auslöser wie Ernährungsgewohnheiten, körperliche Aktivitäten, Stressfaktoren, Klima usw. eingetragen, außerdem wird die Belastung durch Quaddeln und Juckreiz auf einer Skala von 0 bis 3 bewertet. Durch die Gegenüberstellung der Symptome und möglicher Auslöser lässt sich ein Zusammenhang leichter erkennen. Sind die Auslöser identifiziert, kann eine Vermeidung zur Heilung der Krankheit führen.

Hausmittel

Sie können bei akuten Schüben Linderung verschaffen und eine medikamentöse Therapie unterstützen, jedoch nicht ersetzen. Bewährte Nesselsucht-Hausmittel sind zum Beispiel kalte Umschläge oder kalte Duschen, sie helfen jedoch nur, wenn die Urtikaria nicht durch Kälte ausgelöst wird. Heilpflanzen wie Hamamelis oder Ringelblume wirken entzündungshemmend und stillen den Juckreiz, Essigwickel wirken regulierend und stillen ebenfalls den Juckreiz.

Tipp

Seit 2014 findet jährlich am 1. Oktober der Welt-Urtikaria-Tag statt. Initiiert vom Urtikaria Network UNEV und dem Deutschen Allergie- und Asthmabund soll die Krankheit mehr in den Focus gerückt werden. Patienten, Angehörige, Ärzte und Forscher werden in öffentlichkeitswirksamen Aktionen informiert. Patienten mit einer chronischen Nesselsucht resignieren häufig, wenn trotz zahlreicher Durchuntersuchungen und dem Ausprobieren verschiedenster Behandlungen kein Erfolg zu verzeichnen ist. Der Welt-Urtikaria-Tag soll sie motivieren, sich weiterhin auszutauschen und gemeinsam eine Lösung gegen die Nesselsucht und ihre Symptome zu finden.

Fazit

Nesselsucht ist eine nicht ansteckende Hautkrankheit, die akut oder chronisch auftreten kann. Plötzlich auftretende Quaddeln, juckender Hautausschlag und Schwellungen werden häufig durch äußere Faktoren ausgelöst und verschwinden im Fall der akuten Urtikaria nach kurzer Zeit, chronische Urtikaria kann über mehrere Jahrzehnte anhalten. Das Mittel der Wahl zur Behandlung der Symptome sind H1-Antihistaminika der zweiten Generation, bei chronischer Nesselsucht ist das zweite Standbein der Therapie die Identifizierung von Auslösern.

Nesselsucht äußert sich in einem rötlichen Hautausschlag mit stark juckenden Erhebungen, den sogenannten Quaddeln. Sie können mehrere Millimeter klein bis handtellergroß sein und sind immer von einer Rötung umgeben. Zusätzlich kann eine Schwellung tieferer Hautschichten auftreten, die von einem Spannungsgefühl und Juckreiz begleitet wird. Diese sogenannten Angioödeme treten vorzugsweise im Gesicht auf und können bei Schleimhautschwellungen der Atemwege zu Atemnot führen.

Bei milden Formen helfen kühlende Umschläge, kalte Duschen oder Essigwickel gegen den Juckreiz. Salben und Cremes auf Basis der Heilpflanzen Hamamelis oder Ringelblume wirken entzündungshemmend und stillen den Juckreiz. Bei starkem Juckreiz werden H1-Antihistaminika der zweiten Generation verordnet, die die Bildung der Quaddeln und damit den Juckreiz unterdrücken.

Die charakteristischen Quaddeln beruhen auf einer Freisetzung von Histamin aus den Mastzellen, was eine allergische, aber auch eine pseudo-allergische Reaktion sein kann. Auslöser können Infektionen in den Bereichen Nase, Hals, Rachen oder Zähne, eine Magenschleimhaut-Entzündung mit dem Bakterium Helicobacter pylori oder eine Autoimmunerkrankung, zum Beispiel eine Schilddrüsenerkrankung sein. Auch eine Überempfindlichkeit gegen bestimmte Zusätze in Nahrungsmitteln oder Medikamenten, eine Histaminintoleranz, Stress und physikalische Reize können eine Nesselsucht auslösen.

Oft wird Nesselsucht durch histaminhaltige Nahrungsmittel ausgelöst. Dazu gehören reifer Käse und Hartkäse, geräuchertes Fleisch, Fisch und Wurstwaren, Nüsse, Hülsenfrüchte, Sojaprodukte und alkoholische Getränke. Auch Lebensmittelzusatzstoffe wie Farbstoffe, Konservierungsstoffe, Antioxidantien, Süßstoffe und Geschmacksverstärker können eine Nesselsucht auslösen, Betroffene sollten möglichst frische und unverarbeitete Nahrungsmittel bevorzugen.

Neben der Bildung der charakteristischen Quaddeln können Kreislaufschwäche und sogenannte Angioödeme auftreten, die Augenlider, Lippen und Schleimhäute stark anschwellen lassen. Häufig sind die Atemwege, vor allem der Kehlkopf, betroffen, was zu einer lebensbedrohlichen Atemnot führen kann. Diese Symptome müssen sofort ärztlich behandelt werden, neben der intravenösen Gabe von Medikamenten kann eine künstliche Beatmung oder sogar ein Luftröhrenschnitt notwendig sein.

Quellen

https://www.nesselsuchtinfo.de
https://www.netdoktor.de/krankheiten/nesselsucht/
https://www.apotheken-umschau.de/Nesselsucht
https://www.lifeline.de/krankheiten/nesselsucht-urtikaria-id40846.html
https://www.allum.de/krankheiten/urtikaria/
https://www.allergieinformationsdienst.de/krankheitsbilder/weitere-krankheitsbilder/urtikaria/verbreitung.html

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